Michael Koser














J O N A S  2 0 0 0

Entwurf für eine Hörspiel-Serie












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JONAS 2000 ist eine ungewöhnliche Serie, weil ihre Folgen
sowohl Kriminal- als auch Science-Fiction-Hörspiele sind.

Die einzelnen Folgen (45 bis 60 Minuten) sind in sich ab-
geschlossen; zusammengehalten werden sie durch die glei-
chen Hauptfiguren und das gleiche Milieu.


Das MILIEU: die Welt kurz nach dem Jahr 2000. Sie steht noch
(das ist eine Überraschung), aber sie hat sich verändert:
Europa ist zusammengeschlossen zu den USE, der Ost-West-
Konflikt ist unbedeutend geworden gegenüber der Auseinan-
dersetzung zwischen Nord und Süd, Wirtschaftsverbände, mul-
tinationale Gesellschaften sind mächtiger, Regierungen un-
bedeutender.
Es hat eine Wetterkatastrophe gegeben, die kleine Eiszeit
zwischen 1995 und 2000, einen größeren Krieg, um die Ant-
arktis 1993, Kalifornien ist in den Ozean gerutscht, es
gibt neue Berufe (Arbeitslosen-Animateur), neue Sekten
(Survivalists, Lennoniten), mehr und neue Drogen, neue
Möglichkeiten menschlicher Beziehungen mit unendlich viel
Variationen durch die kurzfristige, begrenzte Geschlechts-
umwandlung (nur für Reiche), sprechende Tiere (manipulier-
te Mutanten, auch nur für Reiche).
Um die Erde kreisen exterritoriale Groß-Satelliten; an-
sonsten ist die Raumfahrt gestorben.
Es gibt ein paar neue und viele alten Probleme, Probleme,
mit denen wir es schon hier und heute zu tun haben: Um-
weltzerstörung, Bevölkerungszunahme, Nahrungssorgen,
Neurosen, Rüstung und Waffentests u.a.

In den Folgen werden einzelne dieser Probleme isoliert,
gewissermaßen herauspräpariert und im Rahmen eines Krimi-
Plots dargestellt.



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Die HAUPTFIGUREN:
Titelheld (und Ich-Erzähler) ist Jonas. So nennt er sich
selbst; Namen gibt es offiziell nicht mehr, nur noch Bür-
ger-Nummern. Er ist etwa vierzig Jahre alt. Er lebt in
Rhein-Main-City, der Hauptstadt der Mitte-Ost-Region der
USE.
Jonas ist eine Kunstfigur, ein Anachronismus: Er ist Pri-
vat-Detektiv. Er sagt:
 "Ich bin der letzte. Der letzte Privat-Detektiv. Der letz-
 te freie Beruf - seit Ärzte und Anwälte Multi-Angestellte
 sind und Künstler Medien-Beamte mit Pensionsberechtigung.
 Wahrscheinlich bin ich auch der einzige Privat-Detektiv.
 Jedenfalls in Ost-Zentral USE."
Jonas ist ein Nostalgiker. Er schwärmt für Sam Spade, Phi-
lip Marlowe, Lew Archer und hat ihnen einiges abgeguckt.
Er ist konservativ; er hat sich nur einmal kurz in eine
Frau umwandeln lassen. Er ist meist allein. Er hat eine
Dauer-Gastritis.
Die zweite Hauptfigur ist kein Mensch, sondern ein Compu-
ter plus Terminal. Es gibt ihn zweimal - als festen Kasten
in Jonas' Büro und als tragbare drahtlose Extension. Er
speichert, kalkuliert, rät, läßt sich in Datennetze ein-
schalten. Als Jonas ihn kaufte, hatte er gerade Geld: Die
Anlage ist das neueste und teuerste Modell. Sie kann nicht
nur sprechen, sie kann singen und Rollen spielen - letz-
teres besonders gern, denn sie ist ein Old-Movie-Fan und
heißt deshalb auch Hollywood. Je nach Fall und Umständen
informiert und kommentiert Hollywood als Bogie in "Casa-
blanca", als Judy Garland im "Wizard of Oz", als John
Wayne in irgendeiner Pferde-Oper etc.

Die Fälle, die Jonas und Hollywood übernehmen, fangen zwar
meist ganz privat an, entwickeln sich aber häufig zu po-
litischen Fällen, internationalen Wirtschafts-Verbrechen
und ähnlichem. Es sind in der Regel verlorene Fälle, "lost
cases": Jonas kann sie lösen, aber es gibt keine Folgerun-
gen, keine Strafen, kein richtiges Happy End. 




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Abrisse einzelner Folgen:


1. SCHLACHTHAUS

Jonas soll eine Niere besorgen, auf dem schwarzen Organ-
markt; sein Auftraggeber hat zwar Geld, steht aber auf der
sozialen Skala und damit auf der Warteliste hinten. Nach
Abenteuern im Schwarzmarkt-Milieu dringt Jonas vor bis zur
Quelle. Das ist ein mittelamerikanischer Staat ohne Roh-
stoffe; den Boden hat United Bananas und bewirtschaftet ihn
vollautomatisch. Die herrschende Clique hat einen gewinn-
bringenden neuen Rohstoff entdeckt: die überschüssige, ar-
beitslose Bevölkerung. Sie läßt sie in Einzhelteile zer-
legen und verkauft die in reichen Ländern auf dem schwarzen
Markt.


2. KREUZBERG

Von einem verzweifelten Vater läßt Jonas sich breitschla-
gen, in Berlin-Kreuzberg einzudringen, um dessen verschwun-
dene Tochter zu suchen. Kreuzberg ist ummauert, von der
Umwelt fast hermetisch abgeschlossen, ein wirkliches Ghet-
to - genauer: zwei, Turkestan und Freakistan, und letzte-
res zerfällt wieder in viele, sich teilweise bekämpfende
Einzelgebiete. Kein "Normaler" geht nach Kreuzberg. Jonas
tut es - und als er merkt, daß hinter dem Auftrag mehr
steckt, ist es für ihn fast zu spät.


3. TESTMARKT

Eine Klientin kommt zu Jonas: Ihr Onkel hat angeblich
Selbstmord begangen, und sie glaubt nicht daran. Als Jo-
nas, etwas unwillig, nachforscht, stellt er fest: in ei-
nem gewissen Gebiet in bestimmter Zeit haben überdurch-
schnittlich viel Leute sich umgebracht. Was steckt dahinter?
Dem internationalen Institut für Populationsforschung
(neben und über den Regierungen) ist ein Großversuch mit
einer Selbstmord-Droge an nichtsahnenden Versuchskanin-
chen aus dem Ruder gelaufen.




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Stichworte zur FORM:

Geschichten erzählen
Unterhaltung, Spannung, Aktion, Phantasie
Probleme in trivialliterarischer Verpackung
Kein verbissener Bierernst, kein moralischer Zeigenfinger,
keine verblasene "Kunst"
Knappe, lebendige Dialoge
Private-Eye-Stil: witzig und rüde
Erzähler-Texte kurz, im Stil - weniger Weiterführung der
Handlung als Kommentierung aus der Perspektive des Helden

Comic akustisch






© 2006 Michael Koser